Görlitzer Wehrmann: Unterschied zwischen den Versionen

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== Görlitzer Wehrmann ==
 
== Görlitzer Wehrmann ==
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Der [[Görlitzer Wehrmann]] war eine Holzplastik, mit deren Hilfe im [http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg Ersten Weltkrieg] Geld für deutsche Kriegsversehrte eingesammelt wurde.
  
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Mit Kriegsabgaben an den Staat waren die Kommunen nicht selten überfordert. Um die Hilfe für Kriegsversehrte und Kriegswaisen zu organisieren traten zahlreiche karitative Organisationen, organisierten Geldsammlungen und verteilten diese Gelder an Bedürftige. Und hier kommt der Wehrmann, der "Wehrmann im Eisen" oder "Wehrmann in Eisen" ins Spiel
In drei Jahren jährt sich zum 100.Mal der Beginn des Ersten Weltkrieges in Europa. Millionen Menschen ließen ihr Leben, andere wurde für ihr weiteres Leben zum Krüppel und die Kinder verloren ihren Väter oder ihre Mütter und wurden zu Kriegswaisen, und alles für "Kaiser und Vaterland".
 
Wieviel Leid, gerade über die letztgenannten Familien gebracht wurde ist mit unseren heutigen Maßstäben nicht mehr zu ermessen. Mit Kriegsabgaben an den Staat waren die Kommunen nicht selten überfordert. Um die Hilfe für Kriegsversehrte und Kriegswaisen zu organisieren traten
 
zahlreiche karitative Organisationen, organisierten Geldsammlungen und verteilten diese Gelder an Bedürftige. Und hier kommt der Wehrmann,
 
der "Wehrmann im Eisen" oder "Wehrmann in Eisen" ins Spiel
 
  
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Ursprung dieser Spendenform war "Das Nageln hölzerner Symbole in dem sagenumwobenen [http://de.wikipedia.org/wiki/Stock-im-Eisen_%28Wien%29 "Stock im Eisen" in Wien]. Ein Fichtenstamm
Ursprung dieser Organisationsform war "Das Nageln hölzerner Symbole in dem sagenumwobenen "Stock im Eisen" in Wien/Österreich.Ein Fichtenstamm
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wurde im 16. Jahrhundert mit Nägeln benagelt. Bis zum 18. Jahrhundert wurde dieser Brauch in Wien fortgesetzt. Die erste Kriegsnagelung wurde am 06. März [[1915]] in Wien durchgeführt. Die Nägel konnten erworben werden und wurden in Symbolfiguren eingeschlagen. (Quelle: Frau Dr.Munzel-Everling, Wiesbaden [[2008]]) Diese Nagelungsaktionen breiteten sich sehr schnell über Deutschland und Österreich/Ungarn aus.
wurde im 16. Jahrhundert mit Nägeln benagelt. Bis zum 18. Jahrhundert wurde dieser Brauch in Wien fortgesetzt. Die erste Kriegsnagelung wurde
 
am 06. März [[1915]] in Wien durchgeführt. Die Nägel konnten erworben werden und wurden in Symbolfiguren eingeschlagen. (Quelle: Frau Dr.Munzel-
 
Everling, Wiesbaden [[2008]])Diese Nagelungsaktionen breiteten sich sehr schnell über Deutschland und Österreich/Ungarn aus.
 
  
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In Görlitz beschloss der [[Stadtrat|Magistrat]] sich auch an dieser Aktion zu beteiligen. Das Görlitzer Bauamt beauftragte im Juni [[1915]] einen Holzbildhauermeister, eine solche Figur zu schaffen. Der vorgelegte Kostenvoranschlag in geforderter Höhe von 1000 Mark stammte von dem Görlitzer Holzbildhauermeister Hermann Riediger und er zeigt einen stehenden Ritter mit Schild (Abb.2). Der Kostenvoranschlag wurde durch den Magistrat der Stadt Görlitz genehmigt. Am [[24. September]] [[1915]] fand die feierliche Einweihung des "Görlitzer Wehrmann" in Anwesenheit aller Görlitz Honorationen statt und [[Oberbürgermeister]] Snay schlug den ersten Nagel, einen Goldenen, in den Wehrmann ein.
In Görlitz beschloß der Magistrat sich auch an dieser Aktion zu beteiligen, beauftragte das Görlitzer Bauamt einem Holzbildhauermeister den Auftrag zu erteilen eine solche Figur zu schaffen.Der Auftrag ist datiert Juni [[1915]]. Der vorgelegte Kostenvoranschlag in geforderter Höhe von 1000 Mark stammte von dem Görlitzer Holzbildhauermeister Hermann Riediger und er zeigt einen stehenden Ritter mit Schild (Abb.2). Der Kostenvoranschlag wurde durch den Magistrat der Stadt Görlitz genehmigt. Am [[24. September]] [[1915]] fand die feierliche Einweihung des "Görlitzer Wehrmann" in Anwesenheit aller Görlitz Honorationen statt und [[Oberbürgermeister]] Snay schlug den ersten Nagel, einen Goldenen, in den Wehrmann ein.
 
 
Der "Neue Görlitzer Anzeiger" schreibt dazu am 24. September [[1915]]: " So lassen Sie uns dieser Aufgabe gerecht werden und ihr gern Opfer bringen. Der Görlitzer Wehrmann steht bereit, diese für den edlen Zweck entgegenzunehmen. Sie sollen in Nägeln bestehen, die wir in seine Rüstung schlagen wollen. Der Ertrag der Nagelung soll der Fürsorge für Görlitzer Kriegswaisen gewidmet sein, deren Väter im Kriege fielen, oder ihre Erwerbskraft einbüßten."
 
Der "Neue Görlitzer Anzeiger" schreibt dazu am 24. September [[1915]]: " So lassen Sie uns dieser Aufgabe gerecht werden und ihr gern Opfer bringen. Der Görlitzer Wehrmann steht bereit, diese für den edlen Zweck entgegenzunehmen. Sie sollen in Nägeln bestehen, die wir in seine Rüstung schlagen wollen. Der Ertrag der Nagelung soll der Fürsorge für Görlitzer Kriegswaisen gewidmet sein, deren Väter im Kriege fielen, oder ihre Erwerbskraft einbüßten."
  

Version vom 4. September 2011, 20:53 Uhr

Görlitzer Wehrmann

Der Görlitzer Wehrmann war eine Holzplastik, mit deren Hilfe im Ersten Weltkrieg Geld für deutsche Kriegsversehrte eingesammelt wurde.

Mit Kriegsabgaben an den Staat waren die Kommunen nicht selten überfordert. Um die Hilfe für Kriegsversehrte und Kriegswaisen zu organisieren traten zahlreiche karitative Organisationen, organisierten Geldsammlungen und verteilten diese Gelder an Bedürftige. Und hier kommt der Wehrmann, der "Wehrmann im Eisen" oder "Wehrmann in Eisen" ins Spiel

Ursprung dieser Spendenform war "Das Nageln hölzerner Symbole in dem sagenumwobenen "Stock im Eisen" in Wien. Ein Fichtenstamm wurde im 16. Jahrhundert mit Nägeln benagelt. Bis zum 18. Jahrhundert wurde dieser Brauch in Wien fortgesetzt. Die erste Kriegsnagelung wurde am 06. März 1915 in Wien durchgeführt. Die Nägel konnten erworben werden und wurden in Symbolfiguren eingeschlagen. (Quelle: Frau Dr.Munzel-Everling, Wiesbaden 2008) Diese Nagelungsaktionen breiteten sich sehr schnell über Deutschland und Österreich/Ungarn aus.

In Görlitz beschloss der Magistrat sich auch an dieser Aktion zu beteiligen. Das Görlitzer Bauamt beauftragte im Juni 1915 einen Holzbildhauermeister, eine solche Figur zu schaffen. Der vorgelegte Kostenvoranschlag in geforderter Höhe von 1000 Mark stammte von dem Görlitzer Holzbildhauermeister Hermann Riediger und er zeigt einen stehenden Ritter mit Schild (Abb.2). Der Kostenvoranschlag wurde durch den Magistrat der Stadt Görlitz genehmigt. Am 24. September 1915 fand die feierliche Einweihung des "Görlitzer Wehrmann" in Anwesenheit aller Görlitz Honorationen statt und Oberbürgermeister Snay schlug den ersten Nagel, einen Goldenen, in den Wehrmann ein. Der "Neue Görlitzer Anzeiger" schreibt dazu am 24. September 1915: " So lassen Sie uns dieser Aufgabe gerecht werden und ihr gern Opfer bringen. Der Görlitzer Wehrmann steht bereit, diese für den edlen Zweck entgegenzunehmen. Sie sollen in Nägeln bestehen, die wir in seine Rüstung schlagen wollen. Der Ertrag der Nagelung soll der Fürsorge für Görlitzer Kriegswaisen gewidmet sein, deren Väter im Kriege fielen, oder ihre Erwerbskraft einbüßten."

Fotos zum Görlitzer Wehrmann