Diskussion:Hugo Keller
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Hugo Keller Görlitzer Zigarrenmacher und Sozialdemokrat kandidierte für den Reichstag Von Erich Feuerriegel Mittwoch, 30. September 2009 (Sächsische Zeitung) Zwei Meter hoch und rechteckig lugt eine Syenitstele hinter reichlich grünem Bewuchs hervor. Sie zeigt das Bildnis Hugo Kellers und eine bereits etwas verwitterte Inschrift: „Hugo Keller, geboren am 30. Januar 1842, gestorben am 30. September 1924 – Einfach im Leben, edel im Denken.“ Das Grab Hugo Kellers findet der Besucher des Städtischen Friedhofes, wenn er am Krematorium den Urnenhain betritt. Sich nach rechts wendend, stößt man hinter einem Linksknick des Weges im Feld VI – 1 auf das Grab. Als Sohn armer Eltern in Breslau (heute Wroclaw) geboren, besuchte Hugo Keller dort auch die Volksschule. Danach erlernte er das damals auch in unserer Region noch verbreitete Zigarrenmacherhandwerk. Dem schlossen sich seine Wanderjahre an, die ihn durch Deutschland, Italien, die Schweiz und Österreich führten. Während dieser Zeit fand er Kontakt zu Vertretern der internationalen Arbeiterbewegung, was ihn dazu veranlasste, sich bereits in jungen Jahren für die Ideen Ferdinand Lasalles zu begeistern. In Österreich als „mittelloser Ausländer“ verhaftet und nach Deutschland abgeschoben, kam er nach Görlitz. Hier fand er in der Tabakfabrik Gerste in der Peterstraße 8 Arbeit. Zeitung löst Disput aus Nach seiner Eheschließung lebte er dann unter sehr bescheidenen Verhältnissen mit seiner Familie am Hainwald. Aus dieser Ehe sollen zwei Söhne hervorgegangen sein, von denen einer im Ersten Weltkrieg fiel. Im Juni 1868 hatte eine Ausgabe der vom Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) herausgegebene Zeitung „Social-Demokrat“ in einer Görlitzer Tabakfabrik heiße politische Diskussionen unter den Arbeitern ausgelöst, die die Notwendigkeit der Gründung einer politischen Organisation erkannten. Im Juli des gleichen Jahres fanden sich daraufhin im damaligen Restaurant „Schönhof“ 33 Vertreter der Görlitzer Arbeiterschaft zur Gründung der Ortsgruppe des ADAV zusammen. 1869 gründeten die Görlitzer Lassalleaner zahlreiche Berufsgruppen ihrer Gewerkschaftsorganisationen. Hugo Keller wurde aktives Mitglied der freien Gewerkschaft der Tabakarbeiter. Als einer der Ersten setzte er sich für den beruflichen Zusammenschluss der Arbeiter in den freigewerkschaftlichen Organisationen ein. Nachdem sich noch im gleichen Jahr in Eisenach die SPD gründete, trat er dieser bei und entwickelte sich in den Folgejahren zu einem populären und gewandten Redner. Ebenso war sein Name eng mit der sozialdemokratischen Frauen- und der Jungsozialisten-Bewegung verbunden. Durch eine rege Agitations- und Versammlungstätigkeit vertraten die Görlitzer Sozialdemokraten mit Hugo Keller immer entschiedener die Position Bebels und Liebknechts. Am 18. Oktober 1878 verhängte dann der preußische Staat das sogenannte „Sozialistengesetz“, welches die politische Arbeit stark behinderte. Nachdem Hugo Keller, als aktiver Verfechter der Ideen Bebels und Liebknechts, seinen Arbeitsplatz verloren hatte, stellte er als Selbstständiger Zigarren her, die er oft vor Beginn von Versammlungen verkaufte. Er organisierte die Verteilung der Zeitung „Sozialdemokrat“, und seine Wohnung wurde zur Zentrale der illegalen Tätigkeit. Mit Ausnahme des Jahres 1887 kandidierte er ab 1881 bei den Reichstagswahlen und nahm 1891 am Erfurter Parteitag teil. Unter Führung Hugo Kellers konnten die Sozialdemokraten 1903 mit fünf Sitzen erstmals ins Stadtparlament einziehen. Über Jahrzehnte hinweg war er Arbeitersekretär, Stadtverordneter und nach dem Ersten Weltkrieg Stadtrat. Langer Trauerzug gibt Geleit Ebenso war er Mitbegründer der „Görlitzer Volkszeitung“. Seine Treue zur SPD stellte Hugo Keller bis zu seinem Tode am 30. September 1924 in Görlitz unter Beweis. Der lange Trauerzug, der ihm das letzte Geleit gab, stellte eindrucksvoll unter Beweis, welches Ansehen er sich in der Görlitzer Bevölkerung inzwischen errungen hatte.